Warum bin ich mit 43 Jahren katholisch geworden?
(Teil V unserer Reihe)

Ein Mensch wird katholisch, evangelisch oder calvinistisch geboren. Oder moslemisch oder buddhistisch oder vielleicht auch atheistisch. Wer von uns konnte bei seiner Taufe wählen, mit welcher Religion oder Konfession er aufwachsen möchte? Im Mittelalter hieß es: wie der Fürst, so der Knecht. Es gibt Familien, die über die Generationen mehrfach ihre Konfession wechseln mussten, eben so, welcher Konfession ihr Landesvater angehörte. Bei uns im Siegerland regierten die Nassauer. Dies Fürstenhaus (diesem entstammt Königin Beatrix der Niederlande!) war in einen katholischen und einen evangelischen Zweig getrennt. So gibt es in Siegen ein Unteres und ein Oberes Schloss. Im Unteren regierten die Katholiken und im Oberen die Evangelischen.

Wie sehr äußere Umstände den religiösen Lebensweg bestimmen können, erzählte mir meine Mutter neulich. Ihre Tante Ida war eines von 5 Geschwisterkindern aus gutbürgerlichem Haus. Von klein auf war sie mit dem Nachbarsjungen befreundet. Wie so oft wurde aus dieser Sandkastenliebe mehr. Obwohl ihr Vater ein wohlhabender Gerbereibesitzer war, stellte Ida aber nicht den richtigen Umgang für den Sohn des Besitzers einer Lokomotivfabrik dar. Um die Beziehung zu beenden, wurde der Fabrikantensohn zum Studium in die USA geschickt. Meine Mutter hörte dann später, wie die Erwachsenen sich unterhielten, dass Ida an gebrochenem Herzen gestorben sei. Die Wahrheit war aber, dass sie sich aus Schmerz umgebracht hatte. Bei der Beerdigung sagte der Pfarrer: „Trachtet nicht nach Höherem!“ Was hieß, Ida hatte sich angemaßt, sich mit einem Jungen anzufreunden, der nicht ihrem Stand entsprach. Diese Schuldzuweisung hatte meine Großeltern so sehr getroffen, dass sie aus der Kirche austraten. Sie schlossen sich den Unitariern an. Das hatte zur Folge, dass meine Mutter zwar getauft, aber niemals konfirmiert wurde.

Mit einem Jahr wurde ich am 10. Oktober 1954 evangelisch getauft. Mit 14 Jahren nahm ich am Konfirmandenunterricht teil und wurde 1968 in der Nikolaikirche in Siegen konfirmiert. Der Unterricht hatte mir immer große Freude bereitet, und ich erinnere mich, dass unser damaliger Pfarrer „meinen weiteren Lebensweg beobachten wollte“. Leider kam es nicht dazu. Es war 1968 und da war Protest angesagt.

1980 kam ich nach Berlin, lernte hier meine Frau kennen und 1984 haben wir katholisch geheiratet. Ich musste damals schriftlich bestätigen, dass die Kinder im katholischen Glauben erzogen würden.

Gemeinsam haben wir den katholischen Gottesdienst besucht und irgendwann kamen bei mir die Fragen, wo die Unterschiede zwischen katholisch und evangelisch sind. Ich suchte das Gespräch mit unserer evangelischen Pastorin, die aber wenig Interesse hatte, sich meiner Fragen anzunehmen. Ein offenes Ohr fand ich aber bei meinem Kaplan Kotzur, bei dem ich dann einen Glaubenskurs absolvierte. 1996 bin ich dann offiziell zum katholischen Glauben konvertiert. Diesen Schritt habe ich nicht bereut und ich fühle mich in der katholischen Kirche zu Hause.

Wie treffend ist da mein Konfirmationsspruch, den mir mein damaliger Pfarrer Fuchs zudachte. „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen“ (Sprüche 3,5-6)
Wie wahr!

Ihr

Dieter Haas

Gebetswoche für die Einheit der Christen

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